Frau Kakao spricht mit...

Blumenwerfen für Anfänger- Wertschätzung leicht gemacht

What goes around Comes around. Wir ernten, was wir säen. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Es gibt so viele Beschreibungen, die alle das Gleiche ausdrücken: Respekt und Wertschätzung für die Leistung und Anstrengung anderer machen glücklich. Doppelt! Nämlich uns selbst und die anderen .

Die enorme Kraft der Wertschätzung

Es braucht keine großen Gesten und Dinge um das Leben besser zu machen.

Denn es gibt eine Wunderwaffe. „Sie ist ganz einfach und sofort anwendbar, jeder kann sie einsetzen, sie ist niemals aufgebraucht, sie kostet nichts- und bringt die allergrößte Rendite überhaupt: Sie macht glücklich!“

„Wertschätzung ist die einzige Waffe, die nicht zerstört, sondern aufbaut, wachsen lässt und vermehrt.“

Diese Worte stammen aus der Feder und dem Herzen von Fernsehmoderator Tim Niedernolte. Tim hat schon für unterschiedlichste Sendungen und Fernsehformate gearbeitet. Seinen Job als Sportmoderator hat er an den Nagel gehängt und moderiert aktuell die“ drehscheibe“ im ZDF

Ein Kollege, den ich jahrelang zu schätzen gelernt habe. Einer, der immer Milch für den morgendlichen Kaffee mitbringt, nicht nur für sich, sondern auch für die Kollegen. Einer, für den Teamwork kein Fremdwort ist.

Als Tim plötzlich sagte, er habe ein Buch herausgebracht, staunte ich nicht schlecht.

„Wunderwaffe Wertschätzung- vom großen Glück einer einfachen Lebenshaltung“, heißt es. Und schon die ersten Zeilen fesselten mich und brachten mich zum Nachdenken.

„Wertschätzung ist wirklich eine Wunderwaffe, die alles verändert! Wertschätzer müssen sich verbünden, um gemeinsam noch stärker zu werden.“

Eine Botschaft, hinter der ich zu hundert Prozent stehe. Prinzipiell. Denn sieklingt toll. Ein bisschen nach Weltverbesserer. Aber was genau heißt das im Alltag? Wie soll das funktionieren?

Muss ich jetzt täglich mit einem Grinsen durch die Gegend laufen? Drücke ich jedem, der mir begegnet ein Blümchen in die Hand?

Ich habe Tim getroffen und ihn gefragt.

 

Das Interview- Wertschätzung als Lebenseinstellung

Frau Kakao: Wie genau funktioniert das mit der Wertschätzung im Alltag? Muss ich jetzt jeden anstrahlen oder mit Blümchen bewerfen?

Tim:

Meine Antwort: Klein anfangen. Gar nicht den Anspruch haben, jeden anzustrahlen. Sondern da, wo man das Gefühl hat „da geht was“, einfach mit offenen Augen durch die Gegend gehen. Sich die Wertschätzung bewusst machen. Dann kommt man automatisch in Situationen, wo man jemanden wertschätzen kann, wo man was Nettes machen kann. Wo man gebraucht wird. Wo man einfach mal Danke sagt. Und mit der Zeit, das haben mir auch viele bestätigt, kommt man zu immer mehr Situationen, wo man einfach wertschätzen kann, wo man automatisch Blumen werfen kann und wo man gar nicht mehr drum herum kommt.

Ganz wichtig: es sollte kein Kalkül sein und auch keine Pflicht, im Sinne von „ich muss da jetzt ganz viel wertschätzen“. Das geht eher nach hinten los.

 

Frau Kakao: Wie kam die Idee zu diesem Buch zustande?

Tim:

Das hat sich aus einem längeren Prozess heraus ergeben. Aus einer Art Brainstorming-Reise, auf die ich mich vor einigen Jahren mit vier guten Freunden gemacht habe. Die habe ich aus einer Vision heraus zusammen getrommelt, weil ich von ihnen wusste, dass wir in vielen Punkten ähnlichen ticken, ähnliche Interessen und Sichtweisen auf die Mitmenschen und unsere Gesellschaft haben – trotz aller Unterschiedlichkeit, all den verschiedenen Jobs und Charakteren.

Wir haben uns tatsächlich ein Wochenende in einem Hotel eingeschlossen, sogar einen eigenen Konferenzraum dazu gebucht – und dann losgelegt. Am Ende des Wochenendes hatten wir 60 Ideen für diverse Projekte gebrainstormt. Die Hälfte davon konnte man direkt vergessen, aber die anderen 30 habe ich bis heute. Und fast alle hatten etwas mit Wertschätzung zu tun. Und weil wir dann über die folgenden Jahre trotz regelmäßiger Treffen nicht so richtig weiterkamen bei der konkreten Umsetzung, entstand die Idee: „Lasst uns doch erst mal mit einem Buch starten – ein Buch über unser Thema, die Sache mit der Wertschätzung!“. Und jetzt ist es da, sozusagen der Startschuss

 

Frau Kakao: Was hat dich bei der Arbeit an diesem Buch und den Gesprächen mit deinen Unterstützern am meisten überrascht?

Tim:

Dass Wertschätzung im Kleinen beginnt und dass es die kleinen Situationen sind, die so besonders sind. Es sind ja einige größere Namen dabei und die haben auch tolle Geschichten erlebt. Aber alle 5 Protagonisten und auch andere , mit denen ich gesprochen habe, haben mir Dinge aus dem Alltag erzählt, wo es nicht um die große Bühne geht. Sondern wo sie im Hintergrund, im Kleinen was bewegt haben. Und das ist das Tolle. Wenn wir da alle mitmachen, passiert ’ne Menge.

 

Frau Kakao: Du hast zahlreiche Interviews zu dem Buch geführt und faszinierende Menschen gesprochen. Wer hat dich am meisten beeindruckt?

Tim:

Jeder auf seine Art und Weise. Am meisten beeindruckt hat mich generell, dass alle sofort zugesagt haben, als ich mit dieser Idee zum Buch angefragt habe. Ich kannte sie ja alle. Aber dass sie direkt zugesagt haben hat mich trotzdem fasziniert.

Die Geschichte, die mich am meisten beeindruckt hat, war die von Christian Rach in Thailand.Wo er erzählt, wie er unter Zeitdruck eine nahezu unlösbare Aufgabe gemeistert hat, weil er einfach das Küchenteam in Thailand gewertschätzt hat und einen ganzen Tag darauf investiert hat sein Team wertzuschätzen und dadurch etwas rausgeholt hat, was so eigentlich gar nicht möglich gewesen wäre.

 

Frau Kakao: „Hass ist krass, Liebe ist krasser.“ Ein Slogan, der mittlerweile inflationär gebraucht wird. Und doch scheinst du an den tieferen Sinn dieser Worte zu glauben.

Tim:

Ich bin damit tatsächlich nicht so glücklich weil er einfach ein Klischee bedient. Aber es ist für mich einfach eine Art Lebensmotto. Und ich bin überzeigt, dass die Liebe am Ende immer gewinnt und die größere Kraft hat. Wir haben irgendwie verlernt auf diese Kraft zu setzen aber am Ende des Tages geht es nur mit Liebe.

Dieses Auge um Auge, Zahn um Zahn… man sagt immer „geht nicht anders“ aber es geht eben doch anders!

Wenn man Liebe ernst nimmt und das Ganze auch richtig durchdenkt. Ist in der Beziehung so, ist in der Völkerverständigung so. Am Ende gewinnt die Liebe und daran glaube ich und dafür kämpfe ich.

 

Respekt und Wertschätzung auch für Neider und Hater?

Frau Kakao: Wie ist das mit Menschen, die mir nichts Gutes wollen? Wie gehe ich mit Neidern um?

Tim:

Marcell Jansen und Pari Roehi haben mir das ganz wundervoll erklärt. Mit Marcell hab ich drüber gesprochen. Es ging da um eine seiner Geschäftsideen, gesundes Essen anzubieten.

Er sagte, „ich kämpfe dafür gesundes Essen günstig und wohlschmeckend zu machen, so dass es Alternativen gibt zu Pizza, Cola und Co. Und das erkläre ich den Leuten. Und wenn sie’s nicht verstehen, erklär ich es noch mal.[…] Aber wenn’s dann die Leute immer noch nicht verstehen, muss ich einfach abbrechen und mich um andere kümmern.“

Und das hat mich bewegt. Ich will auch gerne immer alle überzeugen aber es gibt einfach Menschen, die lassen sich nicht überzeugen. Da muss man einfach zulassen, dass es so ist und nicht seine Energie verschwenden.

 

Pari Roehi ist vielen als Teilnehmerin in der Casting-Sendung „Germany’s next Topmodel“ in Erinnerung geblieben. Denn Pari sticht nicht nur durch ihr wunderschönes Gesicht und die tolle Figur heraus. Auch ihre Geschichte ist besonders. Pari wurde im Iran geboren- im Körper eines Jungen.

 

Lächle, das ärgert sie am meisten

Mit Hass und Ablehnung wurde Pari schon oft konfrontiert. Und ihre Reaktion darauf hat auch meinen größten Respekt.

„Die Neider und Hater reize ich durch mein Glück. […] Ich liebe es, Menschen, die mich verurteilen oder beschimpfen, durch ein Lächeln wütend zu machen.“ (Pari Roehi in „Wunderwaffe Wertschätzung“)

Tim:

Pari sagt, in diesem wunderbaren Interview, dass es schon funktioniert und dass es ihr hilft, da wo Menschen sie hassen, darüber einfach wegzulächeln. Nicht leichtfertig. Das ist megaschwer ganz oft. Aber es schützt einen selber, weil man sich dadurch nicht runterziehen lässt. Weil man sich dadurch nicht auf die gleiche Ebene begibt, sondern drüber steht.

Und man lernt auch drüber zu stehen. Das geht nicht von heute auf morgen. Das ist keine Knopfdruckgeschichte aber nur so kann man sich schützen und weiter gehen und seinen Weg weiter gehen. Vielleicht auch in ’ne ganz andere Richtung.

„Deine Aktion macht mich nicht kaputt. Ich lächle, weil du mich nicht kleinkriegst. Es geht nicht um dich. Es geht um mich.“ (Pari Roehi, „Wunderwaffe Wertschätzung“)

 

Frau Kakao: Aber wie soll man lächeln, wenn man eigentlich wütend oder getroffen ist? Negative Vibes einfach weglächeln? Macht das wirklich glücklicher? Haben wir nicht schon von klein auf gelernt, uns „nichts gefallen zu lassen“? Heißt es nicht Auge um Auge?

Tim:

Mega Schwierig! Das ist die Königsdisziplin. Es gibt ganz viele Situationen, wo man einfach nicht lächeln kann. Das muss man einfach auch zugeben, dass das Ganze Grenzen hat. Da muss man das einfach akzeptieren, und sagen „hier komm ich nicht weiter, hier bin ich verletzt worden“. Dann muss man es einfach abhaken und weiter gehen, nicht krampfhaft versuchen zu wertschätzen.

 

Mehr Wertschätzung für Mütter

Frau Kakao: Tim, du sprichst in deinem Buch auch besonders zwei Gruppen an, die deiner Meinung nach generell zu wenig Wertschätzung erhalten, Rentner und Mütter, bzw. Väter. Welches Potenzial wird hier verschenkt und unterschätzt?

Tim:

Ich erkläre es mir unter anderen dadurch, dass wir in unserer Gesellschaft immer auf höher, schneller, weiter getrimmt werden. Und dass alle, die gerade nicht 100% geben können, Mütter mit Kindern zum Beispiel oder Väter mit Kindern hinten runterfallen, weil sie „nebenbei“ noch ’ne Mammut-Aufgabe zu meistern haben. Deren Leistung wird nicht so akzeptiert oder gewürdigt.

Genau so bei Rentnern. Da wird gesagt, „die sind alt, nicht fit nicht so leistungsfähig“, was ja manchmal auch stimmt. Aber dadurch schließt man einfach wundervolle Menschen aus, ganz viel Potential haben und Eigenschaften, die toll zur Geltung kommen könnten. […] Man übersieht einfach, dass bestimmte Menschen genau so viel leisten nur auf andere Art und Weise. Und dass das so viel Wert ist. Das muss einfach mehr wertgeschätzt werden- gerade auch in der Bezahlung.

„Wir Menschen sind es gewohnt, bewertet zu werden. Analysen, Kritik und Einschätzungen sind Teil des Jobs. Egal ob als Bäcker, Architektin der Moderator. Und das ist ja auch alles durchaus berechtigt. Dennoch lechzen wir alle danach, wahrgenommen, respektiert und von unseren Mitmenschen gesehen zu werden.“ (Quelle: „Wunderwaffe Wertschätzung“)

 

Eine Gemeinschaft der Wertschätzer. Der Community-Gedanke.

Frau Kakao: Wertschätzer sollen sich vernetzen! Wie meinst Du das und inwiefern kann das hilfreich sein?

Tim:

Wenn man sich mit Menschen verbindet, die ähnlich ticken, gibt das einfach Rückenwind. Man ist nicht alleine, mit dem, was man bewirken möchte. Auch wenn man mal aneckt oder gegen eine Wand läuft, ist es viel einfacher zu ertragen, wenn man andere Wertschätzer im Rücken hat. Rückenwind, Gemeinschaftsgefühl. Ich glaube einfach, dass das bestätigen kann und einen stärker macht.

 

Aber das soll nicht heißen, dass man sich generell von Andersdenkenden abwenden muss.

Wertschätzung macht manchmal eben auch Mühe! Dunja Hayali bringt es in im Interview mit Tim auf den Punkt:

“ Wenn ich mich immer nur mit denen auseinandersetze, die so denken wie ich, dann entwickle ich mich nicht weiter. Ich brauche die Auseinandersetzung , und zwar nicht, weil ich eigentlich weiß, wie das Leben geht und freundlicherweise dem anderen zuhöre. Nein, ich will weiterkommen. Auch als Journalistin.“ (Dunja Hayali, „Wunderwaffe Wertschätzung“)

 

Frau Kakao: Was hast Du erlebt seitdem das Buch erschienen ist und wie geht jetzt dein Weg in Sachen Wertschätzung weiter?

Tim:

Ich habe unglaublich viele Nachrichten bekommen, von Menschen, die ich gar nicht kenne und auch aus unterschiedlichsten Personen- Berufs-, und Lebensgruppen. Ausnahmslos positiv. Dass mir Menschen schreiben, wie sehr sie das Buch bewegt hat. Dass sie eigene Situationen und Beispiele schildern und sagen, dass wir ihnen aus dem Herzen gesprochen haben. Sie freuen sich, dass jemand das Thema aufgreift und bedanken sich und sagen, „Wir brauchen viel mehr Wertschätzung.

Danke, dass du das Thema aufs Tablett hebst und auch so ehrlich bist und ganz viele Beispiele lieferst, mit denen ich mich identifizieren kann“. Das höre ich ganz, ganz oft. Das erfüllt mich und zeigt, das wir auf dem richtigen Weg sind und es Sinn gemacht hat, so viel Energie und Zeit zu investieren.

 

Frau Kakao: Und wie geht’s jetzt mit Dir und deinen Projekt weiter?

Tim: Ich wollte einfach, dass das Buch möglichst viele Menschen lesen und das Thema in den Medien diskutiert wird. Es hilft einfach total, Menschen wie dich zu haben, die das unterstützen, die darüber schreiben. Für mich gibt’s jetzt aber erst mal ’ne Babypause: Meine Frau bekommt ihr zweites Kind und da mache ich erst mal gar nichts. Da Wertschätze ich erst Mal die Leistung meiner Frau und unsere Familie.

 

Vielen lieben Dank an Tim Niedernolte, für diese tolle Inspiration und Gedanken zum Thema Wertschätzung.

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